Die Legende kehrt zurück

Unsere 103 226-7 hat eine Schwesterlokomotive bekommen

Bereits bei Vereinsgründung im Jahr 2001 war der sinkende Stern der Baureihe 110 unübersehbar, so wie bereits fast alle Loks der Baureihe 103 aus dem Plandienst verschwunden waren.

Zwar hatten die Loks der Baureihe E10/110 auf Grund ihrer Formgebung nicht den „Kultstatus“ wie die 103, aber es gab einige Exemplare der 110, die für die Geschichte der Eisenbahn in Deutschland unverzichtbar waren. Erwähnt seien da z.B. die E10 216, E10 218 und E10 225 als Versuchsloks für Bremsanlagen und Drehgestellvarianten, aber auch E10 1270, E10 299 und E10 300 als Versuchsloks für den Schnellverkehr, oder 110 465, 110 466 und 112 496 seien als Drehgestell-Versuchsloks genannt.

Eine besonders auffällige Stellung innerhalb der Baureihe E10/110 hatten jene Loks mit Kastenform, die für die 1962 neu entstandenen „Rheingold“- und „Rheinpfeil“-Züge herangezogen wurden. Bis 2004 waren von diesen Loks nur noch wenige im Dienst und so reifte innerhalb des Vereins der Plan, eine dieser Loks als weiteres Zeugnis deutscher Eisenbahnbaukunst zusammen mit der Vereinsgründungslok 103 226 zu erhalten und wenn möglich, in den Ablieferungszustand von 1962 zu versetzen.

Nach mehrmaliger Begutachtung fiel die Wahl auf 110 239 vom Betriebshof Stuttgart-Rosenstein, die zusammen mit 110 243 als die beiden letzten der ehemaligen Rheingold-Interimsloks bis 2006 dort im Dienst standen, nun aber den in Ablieferung befindlichen neuen Loks der Baureihe 146 weichen mussten.

(ein äußerst störende Mastschatten wurde hier entfernt)

Nach Abwicklung der Vertragsmodalitäten konnte der Lokomotiv-Club 103 e.V. im Juli 2007 die 110 239 -ehemals die Rheingoldlok E10 1239- in Empfang nehmen.

Ziel des Vereins war es nun, der bis 2006 als Nahverkehrslokomotive im Einsatz gewesenen und optisch wenig ansprechenden Lokomotive wieder neuen -eigentlich den alten- Glanz zu verleihen. 110 239-1 sollte ihr markantes und elegantes Rheingold-Farbkleid von 1962 zurückbekommen und so als einzige originale Lokomotive die kurze Rheingoldära der Kasten-E10 repräsentieren

Aber nicht nur die Re-Lackierung war beabsichtigt, denn zum Aussehen im Ablieferungszustand 1962 waren an der Lok selbst noch etliche optische Veränderungen vorzunehmen. Zahlreiche Details waren in den vergangenen Jahren im Zuge der vereinfachten Wartung und Instandhaltung verändert bzw. entfernt worden.

Zunächst aber wurde am 06.10.2007 vom Betriebshof Stuttgart-Rosenstein Abschied genommen …

… und es erfolgte die Überführung nach Köln-Deutzerfeld am 07.10.2007.

Ein strahlender Sonnentag begleitete den Einzug ins Bw Köln-Deutzerfeld.

Nach zahlreichen vorbereitenden und hauptuntersuchungsrelevanten Vorarbeiten erfolgte im ersten Quartal 2008 dann die Überführung der Lok zum Instandhaltungswerk Dessau zur Komplettlackierung und Hauptuntersuchung.

In ihrer roten Lackierung würde 110 239 nicht mehr nach Köln zurückkehren.

Hier im Betriebshof Dortmund wurde die Lok einem Dienstzug nach Dessau beigestellt. © Christian Haffert

Im Hof des Instandhaltungswerkes Dessau konnten dann am 10.06.2008 einige Mitglieder des Lokomotiv-Clubs 103 e.V. die neu erstandene Rheingoldlok E10 1239 in Empfang nehmen.

Ab Dessau zurück nach Köln-Deutz ging es zunächst in einem Dienstzug,

© Christian Haffert

dann ab Dortmund selbstfahrend. Die öffentliche Begeisterung über die neu erstandene Rheingoldlok gipfelte mancherorts in offenem Applaus auf dem Bahnsteig. Ein sehr emotionaler Moment für diejenigen, die es erlebt haben und dadurch ihre Mühen und ihren Aufwand belohnt und bestätigt sahen.

Da stand sie nun, für historisch veranlagte Bahnenthusiasten der Gegenstand gewordene Traum:

Aber: außen „hui“ und innen „pfui“? Das ging ja überhaupt nicht!

Und so legten Vereinsmitglieder Hand an und der Maschinenraum wurde nicht nur gesäubert, sondern ebenfalls im Ablieferungszustand von 1962 lackiert. Sehr gelungen, möchte man meinen, wie der Blick in die „gute Stube“ der Lok beweist.

Zeitgleich in diesen Jahren liefen auch beim Freundeskreis Eisenbahn Köln e.V. (FEK), dem sehr bekannten Verein zur Erhaltung historischer Rheingoldwagen aus den 1920er Jahren, die Restaurierungsmaßnahmen für Wagen des modernen 1962er Rheingoldes.

Und so kam es am 03.10.2008 auf dem Museumsgelände in Köln-Nippes zu einer denkwürdigen Premiere:

Erstmals nach über 45 Jahren kamen drei Originalfahrzeuge in Originallackierung des modernen „Rheingold“ von 1962 wieder zusammen. Die Lok, ein 1. Klasse-Abteilwagen sowie ein Aussichtswagen der ersten Lieferserie.

So gerüstet, konnte man frohen Mutes dem 50-jährigen Jubiläum des modernen Rheingoldzuges im Jahr 2012 entgegen blicken.

Alle Bilder, sofern nicht anders gekennzeichnet © GeWi

-//-

 

Verein zur Erhaltung der DB-Lokomotiven 103 226 und 110 239