Im Plandienst

Zur Entstehung der E10.12 – ein kurzer überblick

Für den schnellen Reisezugdienst wurde ab 1956 die Baureihe E 10 in Dienst gestellt, eine weitgehende Teilegleichheit mit den für den Güterverkehr und Personennahverkehr entwickelten Maschinen der Baureihen E40, E41 und E50 sorgte für die Bezeichnung “ elektrische Einheitslokomotive “ . Insgesamt wurden 379 Maschinen der Baureihe E 10 bei der Deutschen Bundesbahn in Dienst gestellt. Zur Beförderung hochklassiger Fernschnellzüge wurden 31 Maschinen der Unterbaureihe E10.12 mit geändertem Lokkasten gebaut, welche aufgrund der markanten Front den Spitznamen „Bügelfalte“ erhielt Da die Fertigung der E10.12 mitten in der Fertigung der Kasten- E10 begann, entschloss man sich bei der Deutschen Bundesbahn auch für die normalen E 10 das Design der Bügelfalte weiter zu verwenden, die ursprüngliche blaue Farbgebung wurde jedoch beibehalten.

Die Baureihe E 10 trug auf elektrifizierten Strecken ab 1956 mit zunehmender Elektrifizierung und Ablieferung der Maschinen die Hauptlast im hochwertigen Reiseverkehr. Die mit vielen technischen Neuerungen versehenen Maschinen waren nahezu von Anfang an zuverlässig und durch einfache Bedienung beim Personal beliebt. Mit dem Erscheinen der Serienmaschinen der Baureihe 103 wurde die Baureihe E 10 zunehmend aus dem hochwertigen Reiseverkehr verdrängt und von ihren Einsatzstellen überwiegend regional eingesetzt. An keiner anderen deutschen elektrischen Baureihe der Deutschen Bundesbahn lassen sich Aufstieg und Fall so deutlich erkennen wie bei der Baureihe E 10/110. Vom Schnellzugdienst über Rheingoldehren zur wendezugfähigen Nahverkehrslokomotive, meist wegen Form- und Farbgebung wenig beachtet stellt die Baureihe 110 auch 50 Jahre nach Indienststellung eines dar: Deutsche Wertarbeit, Motor der Wirtschaftwunderzeit und vielfach ein Stück Erinnerung an manche Zugfahrt, die nicht selten in die schönsten Wochen des Jahres führten.
Wer sich in dieses Thema vertiefen möchte, dem seien die sehr ausführlichen und reichlich bebilderten Baureihen-Büchern verschiedener Verlage empfohlen, aus denen auszugsweise der vorstehende Text entstand.

Betrachten wir nun einen kleinen Bilderbogen aus dem Betriebsdienst einer dieser Lokomotiven, die die überwiegende Zeit auf den Namen _110 239_ hörte. Davor war sie als E10 1239 und E10 239 unterwegs, und zu Museumszeiten beim Lokomotiv-Club 103eV wieder auf _E10 1239_ hörte.

Viel Freude beim blättern

Leider liegt momentan kein Bild mit Freigabeerklärung der E10 1239 mit dem 1962er Rheingold vor, schon gar nicht aus dem badischen Raum. Deshalb sei hier die Heidelberger „Rheingold“Schwesterlok E10 1240 vor F10″Rheingold“ gezeigt, den Helmut Röth am 25.08.1962 beim Verlassen des Hbf Mannheim fotografierte.

Er hatte aber das Glück, etwas später am gleichen Tag doch noch E10 1239 anzutreffen, nur eben nicht vor dem „Rheingold“ – siehe folgendes Bild

Wenige Tage vor der Umstationierung zum Bw Nürnberg und der damit einhergehenden Umlackierung der Lok in blau konnte Helmut Röth die noch Rheingoldfarbene E10 1239 mit dem Leerpark des P3253 am 25.08.1962 im Hbf Mannheim ablichten

 

Nach Verlust der Schnellfahreigenschaften und der exklusiven „Rheingold“-Farbgebung war die nunmehr im Einheitsblau und als E10 239 bezeichnete Lok vom Bw Nürnberg aus  in allen Beförderungsleistungen anzutreffen. Am 08.07.1967 konnte Bernd Schlözer dieses Portrait der Lok vor einem D-Zug im Bahnhof Hamburg Altona anfertigen.

 

12 Jahre später – im Vergleich zum vorherigen Bild – hatte die Lok ihr Aussehen abermals geändert; nun in blau/beige, mit Computernummer versehen und seit 1976 dem Bw Stuttgart zugehörig wurde hier die Lok am 13.04.1979 mit einem D-Zug in Asperg von W und H Brutzer abgelichtet werden

 

im D894 von München nach Saarbrücken war meist Wagen in Farben der ausklingenden „Pop-Ära“ eingestellt und so Anfang bis Mitte der 80er Jahre ein besonderes Fotomotiv;  der mit 110 239 bespannte Zug fuhr Jörg Klawitter am 30.04.1984 im Neckartal bei Neckarsteinach vor die Fotolinse

 

Auch in der Pfalz war die 110 239 mit D-Zügen anzutreffen – Henning Folz hielt hier am 18.06.1984 auf der Pfalzbahn bei Hochspeyer die Szene fest.

 

Am 05.04.1984 wartet 110 239 vor dem PostExpress 14175 im Hbf Heidelberg auf die Fahrtfreigabe

 

An einem typischen Novembertag, dem 02.11.1986 hat 110 239 mit E3683 das Ende der ehemaligen  Badischen Hauptbahn im Bahnhof Konstanz erreicht. Im Hintergrund das „Konstanzer Konzil“

 

Zugegeben – auch das ist kein Bild für eine Galerie, so wie das vorhergehende; dennoch zeigt es am 02.11.1984 eine Menge Infrastruktur inkl. Lok, die es so in Kombination dort in Konstanz nicht mehr gibt. Außer der 110 239 konnte auch das markante Stelzen-Stellwerk gerettet werden – es steht heute im Bahnhof Blumberg an der Wutachtalbahn.

 

Hier passiert 110 239 mit einem Eilzug die nördliche Bahnhofseinfahrt von Vaihingen/Enz am 19.09.1987 – im Jahr 2019 erinnert hier nichts mehr an die ehemalige Hauptstrecke. Aufgegeben und rückgebaut zugunsten der Neubastrecke Stuttgart – Mannheim

 

Am 10.04.1988 stand Karlheinz Jedlitschky an der richtigen Stelle für lange Züge: vor der Kulisse des Odenwalds befördert 110 239 den D270 “ItaliaExpress“  von Heidelberg kommend bei Mannheim-Friedrichsfeld in Richtung Frankfurt/M

 

Am 12.06.1989 wartet 110 239 mit der RSB3469 im Bf Aalen auf den Abfahrtsauftrag

 

Auf dem Weg nach Stuttgart durcheilt 110 239 mit RSB 3469 im letzen Abendlicht des 12.06.1989 den Bahnhof Essingen bei Aalen

 

Im „Noch“Feiertagmodus  traf Henning Folz am 03.01.1993 Lok 110 239 im Bw Stuttgart an, die mit anderen Loks auf die nächsten Einsätze wartete

 

Am 06.08.1993 dokumentierten W und H Brutzer in Stuttgart-Feuerbach die 110 239 vor einem fast sortenreinen Wagenpark der Reichsbahn Ost

 

Der ehemals großherzoglich Badische Marstall in Bad Schönborn-Kislau bietet eines der markanten  Fotomotive an der ehem. Badischen Hauptbahn; am 25.09.1994 wird 110 239 mit einem der 2-stündlichen Eilzugverbindung Stuttgart-Heidelberg-Stuttgart von Karlheinz Jedlitschky abgelichtet

 

Am Abend des 26.04.1996 kommt 110 239 mit einem Urlaubsexpress bei Diedelsheim Karlheinz Jedlitschky vor die Linse.

 

Lokwechsel im Hbf Singen am Hohentwiel: mit einer schweizer Lok der Baureihe Re4/4II (am Zugende  gerade noch erkennbar) kam der D386 (Mailand-Stuttgart) an. 110 239 wird den Zug nun am 03.06.1996 bis Stuttgart weiter befördern

 

110 239 hat mit SE 4076 gerade den Kappelesbergtunnel bei Mittelrot passiert. Henning Folz drückte  am 15.06.1996 zur rechten Zeit auf den Auslöser

 

Einen internationalen Schnellzug, bestehend aus SBB Wagen, befördert 110 239 am 19.10.1997 bei Herrenberg am Fotografen Karlheinz Jedlitschky vorbei in Richtung Singen/Htw

 

Am 3-farben-Zug ist erkennbar: ein neues Farbdesign hält bei der Bahn einzug. Am 12.06.2000 steht 110 239 mit einem Eilzug nach Stuttgart fotogerecht vor W und H Brutzer im Bahnhof Neckarsulm

 

Tja, und da hatte es sie auch erwischt: frisch lackiert in ihrer vierten Farbvariante – dem sogenannten „Verkehrsrot“ –  stand 110 239 vor W und H Brutzer am 26.10.2002 im Bw Stuttgart Rosenstein

 

Wo kann man in Deutschland eine 110 vor Vulkanen fotografieren ?  Richtig – im Hegau ! hier rangiert 110 239 im August 2004 im Bahnhof Singen/Hohentwiel vor der markanten Kulisse des Basaltkegels des erloschenen Vulkans Hohentwiel

 

Vorspannhilfe für einen ausgefallenen Steuerwagen leistet 110 239 im Dezember 2005 einem IRE Lindau-Stuttgart. Schnee und Sonne ließen Jörg Klaehsens in der Einfahrt zum Bahnhof Göppingen für dieses rare Bild ausharren

 

Im Dezember 2005 war der Stern der letzten Kasten-110 bei Bw Stuttgart Rosenstein bereits rapide am sinken. Die neu angelieferten Loks 146.2 übernahmen die Arbeitsbereiche, waren ökonomischer in der Unterhaltung und ein umrüsten der alten Loks auf u.a. Wendezugsteuerung schien nicht rentabel. So standen sie vor der Abstellung und Verschrottung, dieses Schicksal ereilte die „Rheingold“Schwesterlok 110 243. Für 110 239 schienen die Weichen Anfang 2006 in eine andere Zukunft zu weisen.

Sören Hagenlocher hielt am 30.12.2005 also eine der zu diesem Zeitpunkt seltenen Planleistungen der 110 239 im Hbf Stuttgart fest. Zum Jahresende 2005 und dem anstehenden Abschied vom seit fast 30jährigen Heimat-Bw Stuttgart ein wahrlich festliches Bild.

An dieser Stelle sei allen Fotografen auf das herzlichste gedankt für das dem Lokomotiv-Club103 eV zur Verfügung stellen Ihres Bildmaterials, mit dem  44 Jahre Betriebsdienst dieser Lokomotive dargestellt werden konnte.  Nicht desto trotz klafft in der Fotodokumentation zur E10 239/110 239  eine Lücke der Zeit beim Bw Nürnberg, als die Lok noch mit der alten Nummer und 1968 dann mit Computernummer in „Freimanblau“ unterwegs war.

Verein zur Erhaltung der DB-Lokomotiven 103 226 und 110 239