(Eine Zusammenfassung)
Bei privaten Vereinen gab es einerseits den Rheingoldzug von 1928 und beim DB Museum sowie privat den TEE Rheingold/Rheinpfeil in rot/beige.
Aber der FD Rheingold von 1962 in kobaltblau/beige war in der Versenkung verschwunden von niemand mit historisch korrekten Fahrzeugen repräsentiert, obwohl dieser Zug neue Maßstäbe im Wagon- und Lokomotivbau der Nachkriegszeit setzte.
Von der Idee, zum Plan, zur Tat: eine ehemalige E10 der 62‘Rheingoldserie in deren Ablieferungszustand von 1962/63 zurückzuversetzen, nicht nur farblich in kobaltblau/beige, sondern mit allen Attributen, deren sie im Laufe der Jahre zur vereinfachten Instandhaltung verlustig gegangen war.
Zeitgleich begann ein privater Verein einige der originalen Wagons von 1962 in den damaligen Ablieferungszustand zurückzuversetzen, darunter einen der Aussichtswagen aus der ersten Lieferserie. Der letzte erhaltene Buckelspeisewagen war ebenfalls vorhanden und wartete auf Restaurierung.
Das Bahnbetriebswerk Stuttgart setzte bis 2005 die beiden letzten originalen Rheingoldloks in Kastenbauform 110 239 und 110 243 ein, die aber vor der Abstellung und Verschrottung standen; die Nachfolger in Form von der Baureihe 146 stand zur Ablösung bereit.
110 243 wurde verschrottet, und so kam 110 239 zum Lokomotiv-Club103. Ein letztes Mal ist hier 110 239 am 06.10.2007 auf der Schiebebühne des Betriebswerkes Stuttgart-Rosenstein zu sehen, das selbst nun bald Geschichte sein wird.
Am Morgen des 07.10.2007 erreicht 110 239, eingereiht als dritte Lok im FbZ 77650 die neue Heimat Köln Deutz.
Mittlerweile historisch ist die Besandungsanlage und Drehscheibe im Bw Köln-Deutzerfeld, das im Jahr 2022 nicht mehr existiert. Am 07.10.2007 sah aber alles noch gut aus.
Es folgten nun einige Monate intensiver Rekonstruktionsarbeiten und Ende März 2008 sah dann die Lokfront schon anders aus
Kurze Zeit vor der Überführung ins Ausbesserungswerk Dessau gab es ein illustres Loktreffen im Bw Deutzerfeld: neben der in Arbeit befindlichen 110 239 stand 110 321, die für den Kika-Sender und einen entsprechenden Werbezug passend dekoriert wurde, und daneben 110 496, eine ehemalige TEE-110
Dann kam Ende Mai2008 die Nachricht aus Dessau, dass die Lok 110 239 zur Abholung durch den Lokomotiv-Club103 eV bereit stünde. Auf der Hinreise wurde in Köthen umgestiegen, das mit einem wunderbaren, historischen Bahnhofensemble aufwartete. Dazu an den Bahnhofs-Ein-und Ausfahrten überall noch Formsignale. So was Prächtiges gab es in den alten Bundesländern schon lange nicht mehr. Leider blieb kaum Zeit für mehr Bilder
Am Morgen des 10.06.2008 war dann zum ersten Mal die persönliche Inaugenscheinnahme der frisch erstandenen 62er Rheingoldlok E10 1239 möglich – eingeparkt zwischen Sonderlok 110 511 und einer 182 am Rande des Aw Dessau war sie zu finden.
Wer, so wie ich, diese Maschine noch aus der Jugendzeit in dieser Farbgebung in Erinnerung hat, dem blieb nur sprachloses Staunen und Freude über die gelungene Arbeit und die neu erstandene Museumslok. Den anwesenden Mitgliedern des Lokomotiv-Clubs103 eV wurde seitens der Werksleitung die Ehre eingeräumt, die Lok mit den Schildern auszurüsten. Und dann stand sie da, wie 1962 frisch ausgeliefert ans Bw Heidelberg.
Nach kurzer Zeit und Dankesgrüße an die beteiligten Teams des Aw Dessau ging es mit einer Rangiereinheit durch den Hbf in den Güterbahnhof Dessau, wo noch der FbZ 2416 nach Dortmund über Berlin – Wittenberge – Magdeburg – Braunschweig – Hannover zusammengestellt wurde. Das gab Gelegenheit für weitere Detailbilder
Am Nachmittag wurde dann Berlin-Rummelsburg erreicht, wo der FbZ erneut umrangiert wurde für die Nachtfahrt nach Wittenberge. Bis dahin war ab er viel Pause angesagt, und abermals bot sich viel Bahninfrastruktur, die so in den westlichen Bundesländern nicht (mehr) anzutreffen war. Besonders die markanten Rangierposten fielen auf. Glückstreffer war, dass auch noch eine „Metropolitan“ Garnitur dabei abgestellt war. Diesen Zug gibt’s im Jahr 2022 ebenfalls nicht mehr im Plandienst.
Aus heutiger Sicht betrachtet enthüllt diese Aufnahme etwas besonderes: Lok 101 108 wurde zu Beginn des Jahres2022 verschrottet, Lok 120 145 wurde nach Ausscheiden aus den Diensten der DBAG an ein privates Eisenbahnverkehrsunternehmen verkauft und ist heute noch in kornblumenblauer Farbgebung im Güterverkehr anzutreffen.
Mitten in der Nacht wird Berlin Rummelsburg verlassen, der FbZ ist nun mit der eingestellten E10 1239 nach Wittenberge unterwegs, wo ebenfalls umfangreiche Rangierarbeiten stattfanden. Anschließend ging es weiter in Richtung Magdeburg, wo im Morgengrauen nachfolgendes Bild entstand:
Rheingold am Rande der Altmark
Von Magdeburg über Helmstedt und Braunschweig wurde Hannover Hbf erreicht. Hier erwartete ein kurz vor Weihnachten 2021 verstorbener Freund unseren FbZ und kam damals so in den Genuss, als einer der ersten die alte „neue“ Rheingoldlok E10 1239 zu begutachten. Allerdings der Rest des Zuges ist auch höchst interessant. Ihm seien diese beiden Bilder gewidmet.
Dann: Dortmund Bww, der Zielbahnhof des FbZ, der dort aufgelöst wurde. Und: E10 1239 wieder selbst am Draht.
Über Düsseldorf Hbf, wo auf dem Bahnsteig bei der Durchfahrt applaudiert wurde (von Fans oder Reisenden, die noch den „blauen“ Rheingold kannten –welch ein erhebender Moment) wird Duisburg Hbf erreicht. Die alte Halle wird ja nun auch bald einem Neubau weichen, auch daher ein historisches Bild
In Köln-Deutz ging es umgehend in den Schuppen und die innenliegende Schiebebühne brachte die Lok zum richtigen Platz. Baulich ist vom alten El-Lok Bw bis 2022 alles abgebrochen und entsorgt
Die folgenden Wochen waren ausgefüllt mit „Finetuning“, das heißt Maler- und Lackierungsarbeiten und vor allem der Maschinenraum wurde dem strahlenden Äußeren angepasst.
Mittlerweile hatte auch der Verein FEK aus Köln-Nippes seine ersten beiden Originalwagen des „Blauen Rheingold“ von 1962 fertig zum präsentieren.
Und dann, am 03.10.2008 war der große Tag da: zum ersten Mal nach über 45 Jahren wurden die ersten drei Originalfahrzeuge in den Originalfarben gemeinsam präsentiert.
Welch ein Augenschmaus ….
dem besonderen Anlass entsprechend und vom Wettergott kurz vor einem Gewitter wurde die Szenerie grandios ausgeleuchtet
Allen beteiligten Vereinen und Personalen allzeit eine gute Fahrt und Freude mit diesem besonderen Zug.
Bilder & Text by GeWi
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